Sebastian Heubl

Das war der Marsch zur Schließung aller Schlachthäuser 2016

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Kassel, 11. Juni 2016. Auf dem Königsplatz haben sich um die Mittagszeit Aktivist*innen aus ganz Deutschland eingefunden. Einige von ihnen haben weite Anreisen in Kauf genommen, um rechtzeitig zum Beginn der Tierrechtsdemo „Marsch zur Schließung aller Schlachthäuser“ in der Kasseler Innenstadt zu erscheinen. Nordhessen marschiert bereits zum dritten Mal, 2014 war Kassel die erste Stadt, die sich dem globalen Protestmarsch anschloss. Inzwischen haben drei weitere Städte nachgezogen: Bielefeld, Bremen und München.

Den Tieren eine Stimme geben

Seit letztem Jahr ist Animal Rights Watch e.V. (ARIWA) Träger der Veranstaltung. In Kassel hat es sich bewährt, die Demo in einen Aktionstag einzubetten, auf welchem unterschiedliche Vereine Anlaufstellen für die angereisten Aktivist*innen bieten. Dieses Jahr sind neben dem Trägerverein die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, Sea Shepherd und das Streetteam der Wilden Hilde, eines Lebenshofs in Niedersachsen, dabei.

12:00 Uhr. Um die Mittagszeit tummeln sich Interessierte an den Infoständen, der Königsplatz füllt sich mit Menschen. Viele von ihnen haben Flaggen und Transparente dabei. Das Orga-Team verteilt weitere Plakate und Schilder, um optisch ein starkes Zeichen zu setzen.

12:40 Uhr. Mit zehn Minuten Verspätung geht es los, dieses Jahr nicht erst gegen Nachmittag, sondern schon relativ zu Beginn der Veranstaltung. Vom Königsplatz marschiert der Demozug zum Stern und schlägt links in die Kurt-Schuhmacher-Straße ein, weiter über die Mauerstraße. Akustisch wird der Marsch vor allem durch eine mobile Soundanlage unterstützt, aus der Schlachthofgeräusche dröhnen. Einzelne Bürgerinnen und Bürger halten an, versuchen sich ein Bild darüber zu machen, was hier gerade passiert. Neugierige und oft entsetzte Blicke streifen die Demonstrierenden.

Nächster Halt Treppenstraße. In zwei weiß bemalten Kartons, die Fleischschalen nachempfunden sind, liegen leicht bekleidet zwei Aktivistinnen, die sich als „Menschenfleisch“ präsentieren.

Der Zusammenhang von verpackter Ware im Supermarkt und dem getöteten Lebewesen dahinter manifestiert sich in diesem Bild. Johanna Leng, Sprecherin der Kasseler Ortsgruppe der Albert Schweitzer Stiftung, hält eine kurze Rede. Dann geht es weiter über den unteren Teil der Treppenstraße zurück auf die Königsstraße, der Weg wird fortgesetzt Richtung Rathaus.

Fleischverzehr und Welthunger

Einige der Demonstrant*innen sind kostümiert, stellen unterschiedliche Tiere wie Kühe und Schweine dar. Ein Aktivist trägt eine blutige Fleischerschürze, ein anderer präsentiert sich mit gelbem Regenmantel, Mütze und Gummistiefeln als Fischer. In vorderster Reihe marschiert ein schick gekleidetes Paar, er mit Zigarre im Mund und Sonnenbrille, sie mit Goldschmuck und stark geschminkt. „Fleischkonsum macht uns reich“, steht auf dem Schild, das die Dame trägt. Direkt daneben läuft eine junge Frau in zerrissener Kleidung. Auch sie hält ein Transparent, auf diesem steht geschrieben: „Fleischkonsum lässt mich hungern“. Es geht also nicht nur um die Tiere, Fleischkonsum stellt uns vor ein Verteilungs- und Ressourcenproblem, das zum Welthunger führt.
Vier Aktivist*innen tragen einen Sarg mit den Zahlen getöteter Tiere pro Jahr in deutschen Schlachthöfen in Gedenken an die, deren Angst niemand sieht, deren Schreie niemand hört und deren Leid niemand ertragen will, wenn es „um die Wurst“ geht.

Zum Rathaus und zurück

Mittlerweile sind die knapp 200 Marschierenden an der Rathaustreppe angekommen und erklimmen die Stufen. Fahnen mit dem Aufdruck „Animal Liberation – Human Liberation“ werden geschwenkt, Banner und Transparente werden gehalten, aus den Boxen dröhnen abwechselnd Herzklopfen und die panischen Schreie eines Schweins. Das ist nicht pathetisch, das ist echt.

Johanna Leng gibt ein Zeichen, deutet an, dass es es weitergeht. Über das letzte Stück der Königsstraße erreicht der Demozug nach einer Dreiviertelstunde den Königsplatz, von dem aus der Marsch startete.

13.25 Uhr. Kurze Verschnaufpause und Zeit für die Demogänger*innen, sich an den Infoständen etwas umzuschauen. Erste Rückmeldungen. „Ich bin sehr froh, dass ich bei dem Marsch dabei sein durfte“, sagt Isabell, die extra aus Lorsch in Südhessen angereist ist und im Schweinekostüm zur Demo ging. Sie wolle nächstes Jahr unbedingt wiederkommen, versichert sie noch ganz überwältigt von der positiven Atmosphäre und sie finde es wichtig, dass es Menschen gäbe, die so etwas organisieren. „Man hätte noch bei McDonald’s halten sollen“, meint Simone aus Marburg, ist aber ansonsten mit dem Ablauf mehr als zufrieden. Auch sie plant 2017 in Kassel wieder dabei zu sein.

Gastredner Professor Ewald Rumpf

13:40 Uhr. Professor Ewald Rumpf, der seit 1971 an der Universität Kassel im Bereich Psychologie lehrt, bereitet sich auf seine Rede vor. Um 14 Uhr soll es losgehen. Bisher lief alles nach Plan, nun muss das Orga-Team einige Pannen in Kauf nehmen. Nach wenigen Sekunden, in denen sich der Redner an das gespannte Publikum wendet, fällt das Mikrofon aus. Auch ein zweites Gerät lässt sich nicht in Betrieb nehmen. Als Notlösung dient ein Megaphon, Professor Rumpf sieht es gelassen. Trotz technischer Schwierigkeiten kommt seine Rede gut an und erntet Applaus. Zum Dank wird der Redner von Moderatorin Leng mit einem kleinen Gastgeschenk verabschiedet. Während der restlichen Zeit bis zum Abbau der Infostände und dem offiziellen Ende der Veranstaltung um 17 Uhr sind die Infostände gut besucht.

Großzügige Spende zum Abschluss

Die großzügige Einzelspende von 100 Euro an den Lebenshof „Wilde Hilde“ macht die Runde. „Es ist ja für eine gute Sache“, habe die Spenderin schmunzelnd gesagt und den 100-Euro-Schein in den Einwurfschlitz der Metalldose gesteckt. Da die Betreiber des Lebenshofs auf Spenden angewiesen sind, um die dort untergebrachten Tiere zu ernähren, freuen sich die Standmitarbeiter*innen über die finanzielle Hilfe.

16:30 Uhr. Der Königsplatz hat sich geleert und vor den Pavillons sitzen nur noch zwei Teilnehmer, die sich angeregt unterhalten und denen vor Abbau der Zelte noch ein paar vegane Kostproben angeboten werden. Für die Teilnehmer*innen und das Orga-Team endet nun ein anstrengender aber sehr erfolgreicher und als insgesamt absolut lohnenswert empfundener Veranstaltungstag. Das war der Marsch zur Schließung aller Schlachthäuser 2016.

Auch 2017 wird marschiert

Diejenigen, die den Marsch 2016 organisiert haben (persönliche Anmerkung: Dieses Jahr war ich mit Kassel vegan selbst an der Organisation beteiligt) planen nach den guten Erfahrungen der letzten Jahre für 2017 eine weitere Großdemonstration unter der Flagge des Marschs zur Schließung aller Schlachthäuser. Wer sich vorab über die Tierrechtsarbeit in Kassel informieren möchte, ist herzlich dazu eingeladen, mit einer Ortsgruppe Kontakt aufzunehmen und zum unkomplizierten Kennenlernen den veganen Stammtisch zu besuchen, welcher jeden ersten Sonntag im Monat im Restaurant Abessina stattfindet.

Bis zum nächsten Marsch, wir sehen uns in Kassel und wir bringen alle gemeinsam die Stimmen der Tiere dahin, wo sie die Fleichindustrie nicht sehen will: in die Öffentlichkeit!

Medien, Presse und weiterführende Links

Die Videos und Fotos zum Marsch 2016 findest du hier:

Galerie zum Marsch zur Schließung aller Schlachthäuser 2016

Presseberichte

Weiterführende Links

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Kommentare

  • 20. Juni 2016 um 14:49
    Permalink

    Niemals aufgeben an unseren Erfolg zu glauben

    Antworten
  • 24. Juni 2016 um 19:06
    Permalink

    Aufgeben kommt nicht in Frage. Solange es Schlachthäuser gibt, solange werden wir gemeinsam auf die Straße gehen.

    Antworten

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