Sebastian Heubl

Abschied vom Frühstücksei

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„Ich wollt‘ ich wär ein Huhn, ich hätt‘ nicht viel zu tun, ich legte täglich nur ein Ei und sonntags auch mal zwei“, sangen die Comedian Harmonists 1936. Doch wollte man wirklich sein Leben mit dem eines Huhnes tauschen angesichts der realen Bedingungen in der Lebensmittelindustrie? Wie sieht diese eigentlich aus und vor allem: Was weiß man überhaupt vom Leben der deutschen Legehenne?

Gehen wir der Frage einmal nach und verdeutlichen wir uns die Antwort an einem Beispiel. In der Natur legen Hühner, die noch nicht zu modernen Hochleistungshybriden hochgezüchtet wurden, nur wenige Eier pro Jahr, ein zum Zweck der Eierproduktion gezüchtetes Huhn bis zu 330 – beinahe täglich. Dies zehrt, wie unschwer nachvollzuziehen ist, die Körper der Legehennen vollständig aus, nach 15-18 Monaten endet das Leben von jährlich 32 Millionen Hennen deshalb im Schlachthof.

75% der Hühner in Deutschland fristen ihr Dasein in Beständen mit mehr als 30.000 Tieren. Und das, obwohl sie eigentlich am liebsten in kleinen Gruppen unterwegs sind, mit ihren Füßen auf dem Boden scharren und gemütlich in der Sonne liegen.

Elektrobad und Häcksler

Sind die Hühner nach dem anstrengenden Transport, bei dem sich viele die Beine oder Flügel brechen, erst einmal im Schlachthof angelangt, werden sie an den Füßen aufgehängt und maschinell durch ein Elektrobad gezogen. Einige haben nicht das Glück, durch den Stromstoß betäubt zu sein. Sie erleben bei vollem Bewusstsein, wie ihnen der Kopf abgeschnitten wird.

Währenddesen werden in der Brüterei männliche Küken, die für die Eierproduktion nutzlos sind, sofort aussortiert. Sie erwartet der Gastod oder in einer großen Häckselmaschine lebendig auseinandergerissen zu werden. Diejenigen, welche die Prozedur überleben, ersticken unter dem Leichenberg der Artgenossen, auf den sie anschließend entsorgt werden. Auch hier lässt sich nichts beschönigen. 50 Millionen männliche Küken erwartet jedes Jahr dieses Schicksal.

Hauptsache Bio

Sehr interessant und aufschlussreich in diesem Zusammenhang ist ein Schreiben des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft an PETA Deutschland e.V., dem wir folgendes Zitat entnehmen:

[D]a haben Sie ein schwieriges Thema in der Geflügelhaltung angesprochen.

Das Aussortieren der männlichen Küken findet auch vor der Erzeugung von Bio-Junghennen statt; dies allerdings nicht im Biobetrieb, sondern in der Brüterei, die in aller Regel nicht der Biokontrolle unterliegt. Erst ab Lieferung der Küken an den Biobetrieb wird das Tier zum Biotier. Ökologische Elterntierhaltungen und Brütereien gibt es bisher kaum. Ein Hauptgrund für dieses Problem ist, dass der Geschlechtsdimorphismus bei Nutzgeflügel sehr stark ausgeprägt ist. Das heißt konkret, die männlichen Legehybriden sind für die Mast nicht einsetzbar. Die gesamte Nutzgeflügelgenetik ist zudem weltweit in der Hand von nur vier Firmen, so dass eine Zucht auf der Ebene Landwirtschaft hier – anders als z.B. beim Rind – nicht mehr stattfindet. Einzig bei der Rassegeflügelzucht findet eine Art bäuerliche Zucht statt, allerdings eher auf Schönheitsmerkmale. Wir haben auch als Biobauern also keinen Zugriff auf die Genetik.

Seit Jahren bemühen wir uns, hier Abhilfe zu schaffen und zumindest die Zahl der getöteten Küken zu reduzieren, indem z.B. die Nutzungsdauer der Legehennen verlängert wird (durch Legepause und Mauser). Zweinutzungsgeflügel konnte bisher nicht erfolgreich am Markt platziert werden, da die Schlachtkörper und die Legeleistung der Tiere zu schlecht sind.

Was heißt das also?

  1. Die brutale Tötung männlicher Küken findet auch in der Bio-Eierproduktion statt.
  2. Bemühungen zur Reduzierung der Tötungszahlen schaffen keine Abhilfe für das Problem, sie sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
  3. Da die Zucht von Legehennen ein hochspezialisiertes Geschäft ist, liegt sie in der Hand weniger Großkonzerne.

So kann Bio-Legehennen-Haltung aussehen. Aufnahmen aus einem deutschen Bio-Betrieb (Quelle: Animal Rights Watch).

Noch Appetit auf das Frühstücksei?

Um abschließend auf ein weiteres „delikates“ Detail hinzuweisen: Hühner legen ihre Eier in der Periode, ein Ei ist somit ein Menstruationsprodukt, das, bevor es im Supermarkt landet, Eierstock, Eileiter und Vagina der Henne passieren muss. Deshalb kann es vorkommen, dass Verbraucher*innen in einem aufgeschlagenen Ei gelegentlich ein Blutströpfchen finden, welches aus der Regel der Henne stammt.

… und sonntags auch mal zwei?

Was kann ich tun, um das Leid der Hühner zu verhindern?

Wenn du glaubst, dass du machtlos bist, irrst du dich. Mit deiner Kaufentscheidung kannst du dafür sorgen, dass in Zukunft kein Huhn mehr für dich leiden muss. Dafür musst du nichts weiter tun, als keine Eier oder eihaltigen Produkte mehr zu essen. In unserem Blog findest du zahlreiche Rezepte für vegane Alternativen. Ein tolles Produkt, das dem Geschmack von Ei übrigens sehr nahe kommt, ist ein Schwarzsalz namens Kala Namak, das du z.B. in Onlineshops für vegane Nahrungsmittel beziehen kannst oder lokal im Reformhaus/Biomarkt deiner Wahl. Kombiniert mit Tofu oder Avocado ist es der perfekte Eiersatz.

Auch für Kuchen und Gebäck sind Eier als Bindemittel überflüssig, inzwischen gibt es eine ganze Reihe von pflanzlichen Alternativen. Wenn du dich noch etwas unsicher fühlst und persönliche Beratung brauchst, wende dich an unsere Vegan Buddys, sie helfen dir gern beim Umstieg!


Quellen

  1. Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (2012): Legehennen.
  2. Animal Rights Watch e.V. (2013): Eier von glücklichen Hühnern? Hintergründe und Fakten.
  3. PETA Deutschland e.V. (2012): In der Regel legen Hühner Eier!
  4. PETA Deutschland e.V. (2014): Eier von freilaufenden Hühnern, Bio-Fleisch, -Eier und -Milchprodukte: Alles nur Schwindel?

Bildquellen

  1. Animal Rights Watch e.V. (Bio-Hühnerfarm)
  2. PETA Deutschland e.V. (In der Regel legen Hühner Eier)

Weiterführende Links

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