Sebastian Heubl

Der Mensch macht’s: Folgen des Milchkonsums

Startseite Themen Hintergrundwissen Der Mensch macht’s: Folgen des Milchkonsums

In den 90er Jahren erfreute sich ein Werbeslogan großer Beliebtheit, in dem es hieß: „Die Milch macht’s!“ Aber was macht die Milch denn eigentlich? Laut Aussage der Werbeindustrie sorgt sie dafür, „müde Männer munter“ zu machen. Zuweilen verleiht sie sogar Stärke („Milch ist meine Stärke“, Werbeslogan der Milchindustrie ab 2005).

Tatsächlich enthält Milch viel Eiweiß und Kalzium, aber allein das macht sie nicht zu einem gesunden Nahrungsmittel. Umweltgifte Pestizide, Antibiotika- und andere Medikamentenreste, Schwermetalle, Eiter und Blut wurden bereits in Kuhmilch nachgewiesen. Munter geworden? Dann möchten wir an dieser Stelle noch auf einen weiteren gesundheitlichen Aspekt hinweisen: Als Kalziumlieferant kann Milch nämlich nur bedingt dienen, da inzwischen festgestellt wurde, dass bei erhöhter Zuführung tierischen Proteins (z.B. in Milch und Fleisch) Kalzium vom Körper ausgeschieden wird. Die Folge kann z.B. Osteoporose sein, so ist es nicht verwunderlich, dass in westlichen Industrieländern die Zahl der an Osteroporose erkrankten Menschen deutlich höher ist als im Rest der Welt. Pflanzliches Kalzium gilt als gleich- oder besserwertig, es ist beispielsweise enthalten in grünem Blattgemüse, Samen, Nüssen, Sojabohnen, Tofu und Milch-Alternativen.

Gibt eine erwachsene Kuh immer Milch?

Nein, um Milch zu geben, muss eine Kuh schwanger gewesen sein. In der Milchindustrie sorgt man in der Regel dafür, Kühe durch künstliche Befruchtung dauerschwanger zu halten. Nach der Geburt werden die Jungen der Mutter weggenommen – dies ist in der Bio-Haltung übrigens nicht anders! Die Milch der Mütter, eigentlich für ihre Jungen vorgesehen, wird dann als Produkt für den menschlichen Konsum vermarktet, einhergehend mit haarsträubenden Werbebotschaften, welche die erschreckende Realität vollständig ausblenden.

Während sowohl die Kuhmütter als auch die zu Waisen gemachten Kälber die traumatischen Folgen der Trennung erleben, werden die Jungen mit einem Milchersatz aus Eimern versorgt, isoliert und ohne die liebevolle Fürsorge des Muttertiers. Männliche Tiere, die naturgemäß nicht der zukünftigen Milchproduktion dienen können, enden schon nach wenigen Wochen oder Monaten im Schlachthof, nachdem sie zuvor gemästet wurden. Weibliche Tiere werden, wenn sie nicht das Glück hatten hornlos geboren worden zu sein, der äußerst schmerzhaften Prozedur des Enthornens mittels Verätzung oder Verbrennung unterzogen. Dies geschieht übrigens nur zur Minderung der Verletzungsgefahr, weil es den isolierten Tieren nicht möglich ist, Sozialverhalten zu erlernen.

Ein Blick hinter die Kulissen?
Schau dir drei Minuten aus dem Alltag für Kühe in der Milchproduktion an.

Wie Milch entsteht, verrät die Werbung nicht.

Auf der grünen Wiese

Ein Großteil der Milchkühe in Deutschland (72%) lebt in Laufstallhaltung, meist in so genannten Liegeboxenlaufställen. Nur 3,5-4 m² Platz hat jedes der bis zu 750 kg schweren Tiere bei einer Betriebsgröße von 50-99 Tieren. Nicht viel Raum, um sich bewegen zu können und auch nicht unbedingt das idyllische Bild, das auf der Milchverpackung als Alltag der Kühe suggeriert wird. Noch schlechter haben es rund 27% der Milchkühe, sie leben oder vielmehr vegetieren in der Anbindehaltung und sind zu fast völliger Bewegungslosigkeit verdammt.

Aber die Tiere sind doch nicht ständig im Stall, sie sind meist draußen auf der Wiese!

Für 48%, sprich mehr als die Hälfte der Kühe, trifft das nicht zu. Sie werden nicht zum Grasen auf die Weide gelassen, sondern verbringen ihr ganzes Leben im Stall. Und diejenigen, denen es vergönnt ist, auf einer Wiese grasen zu können, dürfen dies für gerade einmal durchschnittlich 5 1/2 Monate im Jahr.

Du machst’s!

Wir hoffen, dir zumindest eine kleine Einführung in die Praktiken der Milchindustrie vermittelt zu haben. Der nächste Schritt liegt ganz bei dir. Frage dich, ob du mit der Entscheidung Milchprodukte zu konsumieren guten Gewissens die Praktiken unterstützen kannst, die zur Herstellung von Milch und milchhaltigen Lebensmitteln führen. Alternativen zum Tierprodukt gibt es in ausreichender Zahl. Allein du hast es in der Hand, der Vielfalt eine Chance zu geben. :)


Quellen

  1. ARIWA (2013): Milch. Hintergründe und Fakten.
  2. Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (2012): Milchkühe.
  3. Statistisches Bundesamt (2010): Landwirtschaftszählung 2010.

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Wenn du findest, dass dieser Artikel lesenswert ist, kannst du ihn jetzt mit deinen Freunden teilen. Um nichts zu verpassen, empfehlen wir dir unseren Newsletter zu abonnieren.

Kommentare

    Schreibe den ersten Kommentar